DIE GESCHICHTE DER HISTORISCHEN LASTENSCHIFFFAHRT
Zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert galt der Bodensee als idealer Verkehrsweg. Mit den Lastenseglern transportierte man Salz, Bauholz, landwirtschaftliche Produkte wie Wein und Branntwein, Zucker und Gewürze. Aber auch lebendes Vieh, Textilien und Leder. Insbesondere der rote Sandstein aus Rohrschach wurde für große Bauten am deutschen Seeufer bevorzugt verwendet und auf den Lastenseglern transportiert.
Es gab am Bodensee verschiedene Größen dieser Lastensegler, diese unterschieden sich in der Länge, der Breite und dem Tiefgang. Sie konnten bis zu 120 Tonnen Last transportieren und hatten eine Länge von 15 bis 30 Meter. Gebaut waren diese Lastensegler meist aus Eichenholz, mit einem Flachboden und Seitenwänden, die sich bauchig nach außen wölbten. Der einzige Mast hatte ein großes Rahsegel. Bei Flaute konnten diese am flachen Ufer durch Staken oder im tiefen Wasser durch Rudern fortbewegt werden. Eine Besonderheit dieser Bodenseeschiffe war das seitliche Ruder an der Backbordseite mit quer stehender Pinne.
Der Name Lädine kommt aus dem alemannischen Wort „Lädi“ (Ladung/Last). Die kleinere Ausführung der Lädine hieß Segmer, dieses kommt aus dem griechisch/römischen „Sagma“ und bedeutet Tragtierlast. Sagma-Schiffe gab es bereits zur Römerzeit auf dem Bodensee, diese waren schmale Boote von 18 Metern Länge und 2,50 Metern Breite.
Später wurden alle Schiffe, ob groß oder klein, Lädinen genannt. Bei günstigem Wind konnten die Lädinen mit ihrem großen Rahsegel ihre Ziele von West nach Ost in kürzester Zeit erreichen. Allerdings mussten die Schiffe bei Flaute mit langen Stangen am Ufer entlang gestakt oder gerudert werden, zum Teil wurden sie aber auch mit Seilen mit Hilfe von Vieh oder auch von Menschenhand gezogen.
Bild: Harald Utz
Bild: Harald Utz
Bild: Generallandesarchiv Karlsruhe, J-B Überlingen 6
Die letzten Lädinen fuhren bis in die Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Durch die Dampfschifffahrt auf dem Bodensee und den Ausbau der Eisenbahnen verschwanden diese Lastenschiffe.
Im Bodensee liegen noch mehrere gut erhaltene Wracks von gesunkenen Lädinen, eines davon ist im Museum unter Wasser vor Ludwigshafen am Bodensee zu bestaunen. Dies ist allerdings nur für Taucher möglich, hier weist eine Tafel auf das Wrack und denkmalgerechtes Tauchen hin. Für alle, die ein altes Fundstück sehen wollen, ist im archäologischen Landesmuseum in Konstanz der Immenstaader Lädinenfund ausgestellt.
Bild: Harald Utz
DIE IDEE ZUM VEREIN UND SEINE GRÜNDUNG
Bei ihren zahlreichen Fahrten im kleinen Wohnmobil wurden öfters Nachbauten traditioneller Bootstypen von Rolf und Elisabeth Hiß gesehen. Beispiele sind die Genfer Seebarke oder in Skandinavien Nachbauten von Wikingerschiffen, die touristisch betrieben werden. Nachdem vor Immenstaad Fragmente einer mittelalterlichen Lädine gefunden wurden, war die Idee geboren, nach bekannten Vorbildern den Nachbau eines solchen Lastenseglers auf den Weg zu bringen.
1988 wurde der Lädinen-Verein Bodensee e. V., mit dem Ziel, einen Lastensegler zu bauen, gegründet. Unermüdlich arbeiteten die Mitglieder des Vereins an dem Projekt, ohne jedoch einen durchschlagenden Erfolg verzeichnen zu können. Es fehlte an finanziellen Mitteln. Erst als das Projekt kurz vor dem Scheitern war, wurde durch den damaligen Verkehrsminister Ulrich Müller das Vorhaben in das EU-Projekt „Interreg“ aufgenommen – ein Programm zur Förderung historischer Denkmäler.
Unter Leitung von Heiner Kemmer konnte das Schiff, das aus heimischen Hölzern gefertigt wurde, nach zweijähriger Bauzeit bei der Michelsen Werft in Seemoos zu Wasser gelassen werden. Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit wurde die kleine Lädine, auch Segmer genannt, am 8. Mai 1999 auf den Namen St. Jodok getauft.